Indo-Pazifik - Mission? Oder doch eher Kriegsprovokation? 01.08.2021 18:57
Wie gemeldet, begab sich die Fregatte «Bayern» am 26. Juli »wohl auf eine ihrer umfangreichsten - und politisch außergewöhnliche - Bundeswehr-Missionen«.
Von
Wilhelmshaven aus geht die gut sechsmonatige Fahrt in Richtung Indopazifik. »Die
Mission wird auch als deutsches Signal an das chinesische Regime, das einen
aggressiven Expansionskurs gerade im indopazifischen Raum fährt, gesehen«. Verteidigungsministerin
Annegret Kramp-Karrenbauer zitierte Ende September im Bundestag aus den
Leitlinien für die neue deutsche Indo-Pazifik-Politik: »Die Bundesregierung
wird ihr sicherheitspolitisches Engagement im
Indo-Pazifik ausweiten, (..…) die sicherheits- und verteidigungspolitische
Kooperation in der Region mit ihren Partnern ausbauen. Dies kann die Teilnahme
an sicherheitspolitischen Foren, die Teilnahme an Übungen in der Region (…),
die Entsendung von Verbindungsoffizieren sowie verschiedene Formen maritimer
Präsenz umfassen«. Kramp-Karrenbauer zufolge will man damit ein ›Signal‹ senden,
dass sich nämlich Deutschland für Sicherheit und Stabilität in der Region
einsetzt. [1]
Der
von ›German Foreign Policy‹ hierzu verfasste Kommentar liest sich
wie folgt: [2]
Mit
der Entsendung der Fregatte «Bayern» nach Ostasien beteiligt sich die
Bundesrepublik an einer rasanten Ausweitung westlicher Kriegsübungen im
direkten Umfeld Chinas. Während die Fregatte im Herbst Operationen zur
Überwachung der UNO-Sanktionen gegen Nordkorea durchführen sowie anschließend
die Heimfahrt durch das Südchinesische Meer antreten wird, ist eine
Flugzeugträgerkampfgruppe um den neuen britischen Flugzeugträger ›HMS Elizabeth‹ schon gestern nach gemeinsamen Übungen etwa mit Kriegsschiffen
aus Indien und Singapur in das Südchinesische Meer eingefahren. Die
französischen Streitkräfte haben - nach Marinemanövern im Golf von Bengalen
Anfang April - in diesem Monat
gemeinsame Luftkampfübungen mit US-Jets in Hawaii abgehalten; dazu hatten sie
eigens mehrere Rafale-Kampfflugzeuge in das Überseegebiet
Französisch-Polynesien mitten im Südpazifik verlegt. Die US-Luftwaffe wiederum
hält aktuell ein Manöver ab, das Experten als realistische Probe für einen
Krieg gegen China unter heutigen Voraussetzungen einstufen. Hochrangige
US-Militärs halten einen baldigen Krieg für denkbar.
Auf
ihrem Weg nach Ostasien wird sie zunächst an der NATO-Operation ›Sea Guardian‹ im Mittelmeer und anschließend an der EU-Operation ›Atalanta‹ am Horn von Afrika
teilnehmen. Nach der folgenden Durchquerung des Indischen Ozeans ist die
Weiterfahrt durch die Straße von Malakka geplant; vorgesehen war außerdem das Anlegen in Häfen des
Verbündeten Australien. Formeller Höhepunkt soll die Beteiligung an der
Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea sein, in deren Rahmen die «Bayern»
laut Angaben der Bundesregierung »zum
maritimen Lagebild« beitragen soll: Dies »durch Beobachten und Melden verdächtiger
Aktivitäten sowie durch Verbindungsaufnahme mit verdächtigen Schiffen«. Auf
ihrer Rückreise wird die Fregatte das Südchinesische Meer durchqueren. Auf die
schärfsten Varianten der Provokation -
die Durchquerung der Taiwanstraße sowie das Eindringen in Zwölfmeilenzonen
rings um Inseln, die von China beansprucht werden - wird das Kriegsschiff verzichten.
Dem Vernehmen nach ist die Bundesregierung bemüht, einen Zwischenstopp in einem
chinesischen Hafen auszuhandeln; allerdings ist unklar, ob Beijing diese
vermeintliche Deeskalationsgeste akzeptiert.
Dauerhaft
in Asien präsent
Während
die «Bayern» aufbricht, operieren die Streitkräfte anderer westlicher Mächte im
Südchinesischen Meer und im Pazifik mit steigender Intensität. Am 28. Juli fuhr
etwa die Flugzeugträgerkampfgruppe um den neuen britischen Flugzeugträger
›HMS Elizabeth‹ in das Südchinesische Meer ein. Die
Kampfgruppe, an der auch Kriegsschiffe aus den Niederlanden und den USA sowie
US-Kampfjets vom Typ F-35 beteiligt sind, hatte zuvor Übungen mit den
Streitkräften Malaysias, Thailands und Indiens sowie zuletzt mit der Marine
Singapurs abgehalten, nachdem sie zwischenzeitlich mit diversen Covid-19-Fällen
und technischen Pannen zu kämpfen hatte und deshalb nur teilweise einsatzbereit
war. Für die kommenden Tage und Wochen sind weitere gemeinsame Übungen mit
Kriegsschiffen aus Drittstaaten geplant. Die Kampfgruppe wird dabei ihre Fahrt
durch das Südchinesische Meer bis in die Philippinensee fortsetzen und dann
gemeinsam mit den japanischen Streitkräften trainieren, bevor sie die Heimreise
antritt. Ende August wird London außerdem zwei Patrouillenboote nach Asien
entsenden. Wie der britische Verteidigungsminister Ben Wallace mitteilt, soll
die britische Marine dort in Zukunft dauerhaft mit zwei
Kriegsschiffen präsent sein. [3]
Komplexe
Kampfoperationen
Auch
die französischen Streitkräfte weiten ihre Aktivitäten in Asien aus. Hatten sie
etwa Anfang April im Golf von Bengalen ein gemeinsames Marinemanöver, ›Le
Pérouse‹, mit den Streitkräften der ›Quad‹-Staaten (USA, Japan, Australien, Indien) durchgeführt, so ging vor gut drei
Wochen die Kriegsübung ›Heifara-Wakea‹ inmitten des Pazifik zu Ende. Dabei
wurden zunächst drei Rafale- Kampfjets, ein Tankflugzeug A330 MRTT und zwei
Transportflugzeuge A400M aus Frankreich nach Tahiti verlegt - mit einem
einzigen Zwischenstopp auf der US Air Base Travis bei San Francisco. Tahiti ist
die Hauptinsel des Überseegebiets Französisch-Polynesien im Südpazifik. Dort
unterhalten die französischen Streitkräfte eine ihrer zwei pazifischen
Militärbasen; die zweite befindet sich auf Neukaledonien im Südwestpazifik. Die
französischen Piloten, die während des Manövers zwei Einsatzflüge am Tag
absolvierten, schlossen die Übung mit einem gemeinsamen Training mit
US-amerikanischen F-22-Tarnkappenjets ab, die von einer Basis auf Hawaii
nördlich von Französisch-Polynesien abhoben. Das Manöver sei ein voller Erfolg
gewesen, urteilte anschließend der Kommandeur der französischen Luft- und
Weltraumstreitkräfte, General Philipp Lavigne: Man habe bewiesen, dass man im
hochumstrittenen Pazifik gemeinsam mit Verbündeten komplexe Kampfoperationen absolvieren
könne. [4]
›Operation Pacific Iron
Die
US-Streitkräfte wiederum haben soeben mehr als zwei Dutzend Tarnkappenjäger des
Modells F-22 (›Raptor‹), zehn Jagdbomber vom Typ Boeing
F-15E sowie zwei Transportflugzeuge C-130J (›Hercules‹) zu dem
Manöver ›Operation Pacific Iron‹ in den Westpazifik verlegt. Im
Kriegsfalle würden die
F- 22 gleich zu Beginn der Kampfhandlungen eingesetzt, um die feindliche Luftabwehr auszuschalten; Experten weisen
darauf hin, dass üblicherweise höchstens zwölf Stück gleichzeitig an Übungen
teilnehmen - ein Beleg dafür, dass ›Pacific Iron‹ eine herausragende Bedeutung besitzt. Eine weitere Besonderheit
besteht darin, dass die Flugzeuge nicht von den großen US-Basen in Japan und
Südkorea sowie auf Guam starten, sondern von kleineren Air Fields auf Guam und
auf der ebenfalls zum Marianen-Archipel zählenden Insel Tinian. Damit trägt die
US Air Force der Tatsache Rechnung, dass die chinesischen Streitkräfte nicht
zuletzt dank ihrer starken Raketenstreitkräfte in der Lage sind, feindliche
Startbahnen innerhalb kürzester Zeit umfassend zu zerstören; um nicht an
Kampfkraft einzubüßen, probt die US-Luftwaffe nun die Verlegung ihrer F-22 auf
diverse kleinere Flugplätze. Sie übe »präzise die Einsätze, die sie im Falle
einer größeren Krise oder eines Krieges durchführen« werde, wird der frühere
australische Luftwaffenoffizier und heutige Experte des Griffith Asia Institute
Peter Layton zitiert.
Krieg
schon 2024 ?
Die
Verdichtung der westlichen Manöver und ihre zunehmende Fokussierung auf
Kampfeinsätze, die unter aktuellen Voraussetzungen höchst realistisch sind,
begleiten Prognosen hochrangiger US-Militärs, denen zufolge ein baldiger
Krieg der Vereinigten Staaten gegen China wahrscheinlich ist. So ließ
sich kürzlich Admiral a.D. James G. Stavridis, Ex-Oberbefehlshaber der NATO,
mit der Einschätzung zitieren, »unsere Technologie, unser Netzwerk von
Verbündeten und Stützpunkten in der Region« sei den chinesischen Kapazitäten
überlegen - »noch«. [5] Allerdings
werde die Volksrepublik »gegen Ende des Jahrzehnts, wenn nicht sogar früher,
... in der Lage sein, die USA zumindest im Südchinesischen Meer ...
herauszufordern«.
Stavridis
hat kürzlich einen Roman publiziert, in dem er 2034 einen fiktiven Krieg
zwischen den USA und China beginnen lässt. Mittlerweile urteilt er: »Wir haben
vielleicht nicht mehr bis 2034 Zeit, uns auf die Schlacht vorzubereiten - sie
könnte viel früher kommen«. Einige seiner Militärkollegen verträten bereits die
Meinung, es gehe »nicht um 2034«; der große Krieg könne früher eintreten -
womöglich schon »2024 oder 2026«.
Anmerkung
d.a.
Gewiss,
wir freuen uns schon darauf ! Nach den Verlusten der Pandemie sind noch
genügend «Restbestände» da, die wir in den Abgrund fahren können....
Wie
man nach der Wahnsinnsdestruktion Afghanistans, dem Verlust an Abertausenden
von Soldatenleben und der Vergeudung von Milliarden mühsam erarbeiteter Steuergelder
derart irre Vorstellungen an neuen Blutbädern vorbringen kann, entzieht sich jedem
normalen Verstand. Das Grauenhafte ist, dass womöglich erneut keiner aufstehen
wird, um derartigen Vernichtungsstrategien rechtzeitig entgegenzutreten.
d.auerbach@gmx.ch
[1] https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/die-fregatte-bayern-auf-dem-weg-in-den-indopazifik-2-a3567552.html
31. 7. 21 Die Fregatte «Bayern» auf dem
Weg in den Indopazifik
[2] https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8672/ 29.
7. 21 Manöver in Ostasien (II)
[3] Britain to Permanently Deploy 2
Warships in Asian Waters. voanews.com
20. 7. 2021
[4] Murielle Delaporte: Inside The ›Laboratory Of Premieres‹ For French Air Power.
breakingdefense.com 12. 7. 2021 [5] James
Stavridis: It's not too soon to prepare for a sea war in Asia politico.com 13. 5. 2021
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